Alte Statue im Ortlohnpark - Foto von Privat

Historie des Ortlohnparks

Der Park ist in zwei Abschnitten entstanden. Zunächst wurde beim Bau der Villa Heinrich Witte um 1895 parallel zur Baarstraße ein Park angelegt. Witte war Mitinhaber der Nickelfabrik. Nach 1901 wird der Unternehmer Richard Fleitmann Eigentümer von Villa und Park. Mit dem Bau von Haus Ortlohn durch den Fabrikanten Friedrich Kirchhoff 1905 wurde auch hier ein großzügiger Park angelegt. Im Gegensatz zum benachbarten Park der Villa Witte/Fleitmann, der im klassischen landschaftlichen Stil mit einer Rasenfläche, Gehölzgruppen, einem kleinen Teich und geschwungenen Wegen angelegt wurde, finden wir hier eine Anlage in offener Form mit einer breiten Sichtachse.

 

Richard Fleitmann war einer der beiden Söhne von Dr. Theodor Fleitmann (20.06.1828 – 25.10.1904; lt. Wikipedia: deutscher Chemiker und Unternehmer. Geboren in Schwerte studierte er in Gießen und Berlin. 1849 – 1851 war Fleitmann Privatassistent von Justus von Liebig und wurde 1850 zum Doktor der Naturwissenschaften (Dr. phil. nat.) promoviert. Aus gesundheitlichen Gründen gab er die Universitätslaufbahn 1851 auf und siedelte nach Iserlohn über. Dort leitete er die Nickelhütte Neusilberwarenfabrik Herbers, Witte & Co. 1861 erwarb Fleitmann die Nickelhütte und gründete zusammen mit Heinrich Witte auf der Iserlohner Heide in Iserlohn die Nickel- und Kobaltfabrik Fleitmann & Witte, die 1871 Rohlinge für die erste deutsche Nickelmünze des Deutschen Reiches fertigte. Ein Jahr zuvor hatte man die Produktionsstätte nach Schwerte verlagert. Das Nickelkleingeld wurde als Fleitmännchen ein Begriff. 1877 gelang es Theodor Fleitmann Nickel walz- und schmiedbar zu machen. Eine weitere Erfindung war das Plattieren von dünnem Nickelblech auf Stahlblech. Mit seinen Erfindungen schuf er die Grundlage für die spätere Nickelindustrie. 1) / Kgl. Kommerzienrat in Iserlohn und Ehrenbürger der Stadt). Die Villa wurde 1974 abgebrochen.

 

Die Villa Fleitmanns verfügte über eine landwirtschaftliche Nutzfläche von ca. 100 Hektar. Die Wirtschaftsgebäude wurden im Stil eines Schweizerhauses (Repräsentationsbau einerseits, bäuerliches Nutzhaus andererseits) errichtet. Zum Garten: Ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts waren diese in der Regel streng geometrisch, mit einem Wegekreuz und einer durch Buchs eingefassten Rasenfläche angelegt. Gelegentlich finden wir auch eine kreisrunde Wegführung, die die Rasenfläche umschloss.

 

Dr. h. c. Friedrich Kirchhoff, Teilhaber der Fa. Stephan Witte & Co. (seit 1894) und 1898 Mitbegründer der Deutschen Babcock & Wilcox Dampfkesselgesellschaft AG in Oberhausen erwarb den westlichen Park und erbaute das „Haus Ortlohn“ als Familiensitz (siehe Iserlohn-Lexikon, S. 211).

 

1954 erwarb die Evangelische Landeskirche von Westfalen die Villa Kirchhoff samt Park und eröffnete nach einem Umbau des Haupthauses und dem Bau der Kapelle 1956 die "Tagungsstätte Haus Ortlohn". Als die Familie Fleitmann 1974 aus ihrer Villa auszog kaufte die Evangelische Landeskirche diesen Park hinzu und legte beide Parkflächen zusammen.

Im Sommer 2004 fiel die Entscheidung, dass die Evangelische Akademie „Haus Ortlohn“, trotz positiver Entwicklung, wie es der Nachhaltigkeitsbericht (>> PDF-Download) aus dem Jahr 2005 aufzeigt, zu Gunsten des „Hauses Villigst“ geschlossen werden soll, da beide Tagungsstätten zusammen zu hohe Kosten verursachen. Am 31.12.2007 wurde die Tagungsstätte am Nußberg aufgrund Verlegung des Sitzes nach Villigst geschlossen.

Nach Gestaltung und Größe, handelt es sich bei diesem Gelände um den einzigen noch vorhandenen bürgerlichen Park in Iserlohn. Und hier ist Industriegeschichte geschrieben worden. Der Park spiegelt in eindrucksvoller Form den gartenarchitektonischen Zeitgeschmack der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wider. Diese einzigartige Parklandschaft hat auch Berücksichtigung im Gartenführer „Parks und Gärten in Südwestfalen“ gefunden.
(Herausgeber: LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen)

Warum Ortlohn Ortlohn heißt

Der Name Ortlohn leitet sich ab von Nordlohn, einer Wüstung (lt. Wikipedia; 1): Nach der Devastierung aufgegebene Ortschaften werden Wüstung genannt. Unter Devastierung – auch Devastation (lat.: vastus = weit, leer, öde) – wird im Allgemeinen die Zerstörung oder Verwüstung von Landschaften, Ortschaften oder einzelnen Bauwerken verstanden ;) nördlich von Iserlohn links des Baarbachs, vormals zur Gemeinde Oestrich gehörend. Ursprünglich existent als Adelshaus mit 3 Höfen, 6 Kotten und einer Mühle vom 13. bis 16. Jh.; vermutlich Streusiedlung im Baarbachtal zwischen Hof Weingarten und Düingser Mühle). Der Name wird in Gestalt „Haus Ortlohn“ heute für eine kirchliche Einrichtung (inzwischen aufgegeben; der Verf.) gebraucht. Ortlohn ist durch falsche Zuordnung des N- in der Fügung to Nortlohn entstanden. Vor 1250 wird Nortlohn zur limburgischen Freigrafschaft Oestrich gerechnet. Nord- ist die Himmelsrichtung (Bezug auf Iserlohn), die Bedeutung von -lon wird unter > Iserlohn (= zu altsächsisch „Wald“) erörtert (entnommen aus: Iserlohn-Lexikon, S. 60 und 86).

 

Quellen: LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, Wikipedia, Iserlohn-Lexikon