lserlohn. Die Befürchtungen am Nußberg sind groß. Was wird aus der Kapelle im Ortlohnpark? Der derzeitige Zustand lässt nichts Gutes vermuten, obwohl die Landeskirche seinerzeit bei der Aufgabe der Evangelischen Akademie zugesichert hatte, sowohl die Kapelle als auch den Pavillon zu erhalten. Derzeit sieht es aber so aus, dass die Kapelle in den Planungen rund um das gerade im Rohbau befindliche und lediglich zehn Meter vom
Eingang entfernte Seniorenheim keinerlei Rolle spielt: Nur wenige Zentimeter vor der Kapelle geht es etwa 1,50 Meter steil bergab auf das Höhen-Niveau des mächtigen, die Kapelle überragenden Altersheims - keine Stützen zur Sicherung, lediglich Planen über dem Erdreich gegen eine mögliche Erosion bei Starkregen. Dafür macht das Fundament schon jetzt einen gefährdeten Eindruck, eine Bodenplatte im Eingangsbereich ist bereits abgebrochen.
Nußberger befürchten den Verfall der Kapelle
Es sei nur eine Frage der Zeit, dass da etwas passiert und die Kapelle Schaden nehme, sagt Hans Immanuel Herbers, der mit der Situation in Park höchst unzufrieden ist. Bei einem Baustellen-Besuch wurde von der Bauleitung zwar versichert, dass die Kapelle sicher stehe und da nichts passieren könne. Herbers sieht das aber anders. Es habe an anderen Orten schon bedauerliche Vorfälle gegeben, wo ein "Bauunfall" einem nicht mehr
gewünschten Gebäude den Rest gegeben habe, befürchtet er das Schlimmste. Als Ratsherr der UWG-Piraten hat er das Thema bei der letzten Sitzung des Planungsausschusses zur Sprache gebracht. Als Pfarrer übt er im Gespräch mit
unserer Zeitung scharfe Kritik an der Landeskirche, die sich als Eigentümerindes Parks für den Erhalt der Gebäude verpflichtet habe, nun aber nichts dafür tue. "Es drängt sich wirklich der Eindruck auf, als sei der Verfall der Kapelle gewollt", sagt Herbers. Die Kirche habe das Nachbar -G run dstü ck verkauft, habe ihren Gewinn erzielt und kümmere sich jetzt nicht weiter um die Kapelle.
"Es drängt sich wirklich der Eindruck auf, als sei der Verfall der Kapelle gewollt."
Hans lmmanuel Herbers, Pfarrer und Ratsherr der UWG-Piraten Befremdlich wirkt in der Tat auch die große Nähe zu den bereits errichteten Flügeln des Seniorenheims, die die Kapelle regelrecht einkeilen, gleichzeitig aber wie
einen Fremdkörper außen vor lassen. In den Plänen ist zu erkennen, dass kurz vor dem Eingang zukünftig eine Stützmauer errichtet werden soll. Das Erdreich soll dann wieder aufgefüllt werden, so dass es möglich wird, wieder um die Kapelle herum gehen zu können. Zugang wird der Besucher aber nur
von hinten über den Park bekommen, nicht aber von vorne über das Grundstück des Seniorenheims, von wo aus keine Treppe geplant ist. Für eine Nutzung ist das nicht gerade förderlich. Hans Immanuel Herbers befürchtet, dass der Platz im Eingangsbereich für Rollstuhlfahrer auch viel zu eng sein könnte.
Karl Schreiber, Presbyter der benachbarten Johannes-Kirchengemeinde
und Mitglied des Jugendhilfeausschusses, kritisiert die Stadt, so etwas überhaupt genehmigt zu haben. Und auch die evangelische Landeskirche bedauert es, dass der Betreiber des Altenwohnheims seinerzeit den Ankauf der Kapelle abgelehnt habe. Zufrieden scheint niemand zu sein.
Gefragt, so Herbers, sei nun aber in erster Linie die Landeskirche, die sich aber in Schweigen zu ihren Plänen hülle. Auch auf unsere Anfrage hin kam von der Pressestelle in Bietefeld lediglich die Antwort, dass seitens der Landeskirche derzeit keine weitere Nutzung geplant sei. Für den Nußberg, so Herbers, seien Park, Kapelle und Pavillon aber von hohem Wert. Und es gebe verschiedene Überlegungen, die Kapelle zu nutzen - von kirchlich bis kulturell. Alle Überlegungen scheiterten aber an dem drohenden Verfall und dem Schweigen des Landeskirche. Auch Tom Mindemann, Pfarrer am Nußberg, sagt, dass seine Gemeinde mit ihren Gedanken zu einer zukünftigen Nutzung nicht weiter komme. Das Interesse sei da, die Landeskirche sei aber am Zug. Hans Immanuel Herbers: "Die Landeskirche muss sich erklären, ob da was passiert und was passiert. Und sie muss sicherstellen, dass die Räume betreten werden können."
Spielplatz: Landeskirche sieht sich nicht in der Pflicht
Erklärt hat sich die Kirche hingegen zum Thema Kinderspielplatz an der neu errichteten Coventry-Straße - ebenfalls auf dem Gelände des Ortlohnparks. In
einem Schreiben an die Kirche geben die Bewohner der neuen Straße ihrem Unverständnis Ausdruck, dass es dort immer noch keinen Kinderspielplatz gebe. Die Straße sei in Zusammenarbeit mit der Kirche errichtet worden - und mit dem Wunsch, kinderreiche Familien anzuziehen, und der klaren Auflage, dass in jedem Haus mindestens zwei Kinder leben sollen: 29 Häuser, in denen nun grob gezählt rund 70 Kinder wohnen. Der Wunsch der Eltern nach einem Spielplatz im Park ist groß. Die Kirche weist ihn aber zurück und schreibt: ,Wir stellen unseren Park der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung und pflegen diesen entsprechend. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns nicht in der Pflicht oder in der Zuständigkeit sehen, einen Kinderspielplatz zu errichten und zu betreiben. Insofern regen wir an, dass sich Ihre Interessengemeinschaft direkt an die Stadt Iserlohn wendet. Vorstellbar ist, dass wir einen Teilbereich der Parkfläche kostenlos zur Verfügung stellen, sofern die Stadt Iserlohn die Errichtung und Pflege des
Kinderspielplatzes übernimmt."
Im Jugendhilfeausschuss, wo das Thema am Dienstag beraten wurde, stieß die Haltung der Kirche auf Unverständnis. Wie Michael Hufnagel (SPD) ausführte, habe die Stadt durch die Nähe zum großen Spielplatz an der Königsherger
Straße ihre Pflichten am Nußberg erfüllt. Im Ortlohnpark sei nun aber ganz klar die Kirche in der Verantwortung. Sie habe den Kinderreichtum der Wohnungskäufer zur Auflage gemacht, und sie habe seinerzeit auch klar zugesichert, einen Spielplatz zu schaffen. Das jetzige Antwortschreiben aus Bietefeld sei erschütternd, und er appellierte an die Kirche, ihrer sozialen
Verantwortung nachzukommen.
Ähnlich äußerten sich auch Carmen Kowski (Bündnis 90/Die Grünen) und Andreas Seckelmann (Die Linke). Einstimmig hat der Ausschuss beschlossen, die Verwaltung zu beauftragen, nochmals mit der Landeskirche in Verhandlungen zu treten und sie aufzufordern, einen Spielplatz eigenständig zu errichten.